Marathon: Kopfsache

Entspannung UND Aktivierung - das bedeutet Laufen für mich. Manchmal ist mein "innerer Schweinehund" allerdings ein unbequemer Zeitgenosse: Wenn ich abends müde von der Arbeit komme, hat er oft keine Lust mehr auf Sport.
 
Also habe ich ihn überlistet: Inzwischen gehe ich oft nicht erst nach 12 Stunden Arbeit laufen, sondern am frühen Morgen. In Berlin beispielsweise treffe ich mich oft um 6 oder 7 mit einem Bekannten im Tiergarten und drehe meine Runden. So komme ich entspannt und glücklich zur Arbeit - voller Endorphine, die mir Kraft für den ganzen Tag geben.
 
Genau wie die Entspannung beim Laufen mag ich es nach wie vor, Ziele zu erreichen. Das motiviert mich beim Training. Mein Ziel in diesem Frühling war der Oberelbemarathon von Königstein nach Dresden. Diesen wollte ich schaffen und zwar in unter 4 Stunden. 42 Kilometer entlang der Elbe Ende April - das war auch an kalten Wintertagen bzw. bei Dauerregen eine große Motivation.
 
Am Tag des Marathons war das Wetter für mich perfekt: knapp über 0 Grad beim Loslaufen, dann brachte die Sonne etwas Wärme mit. Bis Kilometer 21 fühlte ich mich gut. Dann allerdings begann die Gedanken-Spirale: Was? Noch 21 KM? Mit diesen Gedanken hatte ich mich etwa 5 Kilometer beschäftigt und mich ein wenig gequält bei der Vorstellung, dass mein nächster Kaffee noch viele viele Meter vor mir liegt.
 
Ab Kilometer 25 oder 26 ging es mir aber wieder gut und ich habe nur noch auf die Gleichmäßigkeit der Schritte gehört, habe mit meinem Begleitläufer Thomas gesprochen und anderen Läufern zugehört. Irgendwann sagte Thomas: Ziel in 5 Kilometern. Spätestens da war mir klar: Ich kann mein Zeitziel erreichen.
 
Ja, ganz ohne Ziele geht es nicht. Aber ohne viel Zeit für lange Vorbereitungsläufe wäre alles unter 4 Stunden unrealistisch gewesen. Als wir nach 3:58 Stunden die Ziellinie überquert hatten, tat mir zwar alles weh, aber ich war unheimlich glücklich, dass wir den Marathon gemeinsam gemeistert hatten.
 
Mein großer Dank gilt Thomas, der mich souverän geführt hat. Bedanken möchte ich mich auch bei seiner Frau Marion, die uns von einem Elbe-Dampfer aus angefeuert und im Ziel empfangen hat. Vielen Dank außerdem an die Organisatoren und Helfer - der Oberelbe-Marathon ist wirklich ein Lauf mit Herz. Ein ganz tolles Erlebnis, das ich jedem Läufer empfehlen kann!

Bildnachweis: Bernd Ratzke, HVB Club, 2015

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